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29.01.2021 |

Weniger Betriebe, größere Fläche, höhere Tierbestände

Landwirtschaft
Die Zahl der kleinen Betriebe sinkt (Foto: CC0)

Immer weniger Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften immer größere Flächen in Deutschland. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Betriebe um 13% gesunken, während die durchschnittliche Hofgröße mit 63 Hektar einen Höchststand erreichte. Besonders viele tierhaltende Betriebe mussten in den letzten zehn Jahren aufgegeben, darunter fast die Hälfte aller Schweinehalter und 40% der Milchbetriebe. Das geht aus der Landwirtschaftszählung 2020 hervor, deren erste Ergebnisse am 21. Januar in Wiesbaden von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder präsentiert wurden. Demnach sank die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 299.100 Betrieben im Jahr 2010 auf nun 263.500, während die landwirtschaftlich genutzte Fläche mit 16,6 Millionen Hektar fast konstant blieb. „Diesem fortlaufenden Rückgang der Betriebszahlen steht ein Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße entgegen. Bewirtschaftete ein landwirtschaftlicher Betrieb 2010 noch durchschnittlich 56 Hektar Fläche, erhöhte sich diese Fläche in 2020 auf etwa 63 Hektar“, heißt es in einem Statement zur Pressekonferenz. „Damit sind die Betriebe so groß wie nie“, sagte Christoph Unger, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes. „Entgegen dem Bundestrend geht die durchschnittliche Betriebsgröße in Ostdeutschland jedoch leicht zurück, unter anderem deshalb, weil neue beziehungsweise ausgegründete Betriebe eher geringere Betriebsgrößen aufweisen.“ Da die Erhebungszeiträume vor März 2020 lagen, habe die Corona-Pandemie keinen Einfluss auf die Ergebnisse.

Es gibt in Deutschland immer weniger kleine Höfe. Zwar bewirtschaftet mit 86% noch immer der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe (ca. 225.400 Betriebe) eine Fläche bis maximal 100 Hektar und 45% aller Betriebe haben nicht mehr als 20 Hektar zur Verfügung. Doch 2010 verfügten noch 88,8% der Betriebe über maximal 100 Hektar und damit 40.200 Betriebe mehr. Dagegen stieg die Zahl der Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von über 100 Hektar seit 2010 um etwa 4.500 auf rund 38.100 Betriebe an. Damit bewirtschaften 14% aller Betriebe 62% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Immerhin bremste sich die Geschwindigkeit des Strukturwandels zuletzt leicht ab: Verschwanden zwischen 2010 und 2016 noch jährlich 4000 Betriebe von der Bildfläche, waren es im Zeitraum 2016-2020 „nur“ noch etwa 3.000 Betriebe im Jahr und die Flächenzunahme sank von 0,8 Hektar pro Betrieb auf 0,6 Hektar. Besonders in der Tierhaltung ist der Trend zu immer größeren Betrieben mit höheren Tierbeständen erkennbar, während die Zahl der Betriebe enorm sinkt. Seit 2010 sank der Schweinebestand hierzulande gerade einmal um 4%, während 47% der Schweinehalter aufgaben. Das bedeutet, dass immer mehr Schweine in immer größeren Betrieben gehalten werden: 2010 waren es noch 459 Schweine pro Betrieb, 2020 mit durchschnittlich 827 Schweinen fast doppelt so viel. Die Zahl der Milchviehbetriebe ging im letzten Jahrzehnt um 40% auf 54.100 Betriebe zurück, während der Tierbestand um lediglich 5% abnahm.

Und auch das Bild, das sich in den tierhaltenden Betrieben bietet, ändert sich immer mehr. Die Spezialisierung der verbleibenden Betriebe schreitet voran, vor allem in der Geflügel- und Schweinehaltung. In 10.000 Betrieben wird ausschließlich Geflügel gehalten, doch sie vereinen 70% des gesamten Bestandes auf sich. Das gilt auch für die Schweinehaltung, wo rund 14.200 Betriebe nur noch Schweine halten und zwar 72% des gesamten deutschen Schweinebestands. Was die Haltungsform anbelangt so stieg in der Schweinehaltung der Anteil der Ställe mit Vollspaltenboden von 67% im Jahr 2010 auf 79% im vergangenen Jahr. Bei den Rindern hingegen wurde die Laufstallhaltung von 75% auf 83% ausgebaut. Nur noch 10% aller Haltungsplätze befanden sich 2020 in Ställen mit Anbindehaltung. In der Legehennenhaltung nahmen Freiland- und Bodenhaltung zu, während nur noch 4% aller Plätze auf die Käfighaltung entfallen. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt im Verbot und der nahenden Auslauffrist dieser Haltungsform im Jahr 2025, so Destatis.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes befassen sich auch mit dem Ökolandbau. Demnach hält der Trend zur Umstellung weiter an. Im Jahr 2020 wirtschafteten knapp 26.400 Betriebe bzw. 10% aller Betriebe nach den Regeln des ökologischen Landbaus. Seit 2010 hat ihre Zahl um 60% bzw. 9.900 Betriebe zugenommen. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche wuchs um 69% auf 1,6 Millionen Hektar in 2020. Dennoch ist der Anteil der Ökofläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche mit 9,6% immer noch meilenweit von den Zielen der Bundesregierung entfernt, den Flächenanteil auf 20% bis 2030 zu erhöhen. Die Zahl der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung ist in den letzten zehn Jahren um 43% gestiegen, doch nur 10% aller tierhaltenden Betriebe sind Bio-Betriebe. Beim Geflügel liegt der Anteil nur bei 5% und bei Schweinen gerade einmal bei 1%. In einer am 20. Januar veröffentlichen Bio-Bilanz zog der Bio-Dachverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ein kritisches Fazit zum Abschneiden der Bundesregierung. „Die Bundesregierung hat mit dem Ziel ‚20% Bio bis 2030‘ klargemacht: Es braucht eine starke Ökologische Lebensmittelwirtschaft, um all die drängenden Probleme anzugehen“, sagte BÖLW-Vorsitzender, Felix Prinz zu Löwenstein. „Aber mit einer zukunftsfähigen Agrar- und Ernährungspolitik abzusichern, dass mehr Bauern und Lebensmittelbetriebe auf Öko umstellen können, das fehlt. Ebenso fehlt die Bereitschaft, alle Politikinstrumente, wie die Beschaffung durch die öffentliche Hand oder den Ausbau der Forschung, auf das Bio-Ziel auszurichten.“ (ab)

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